Zähne putzen beim Tier? Warum denn das?
Auf nicht regelmäßig geputzten Zähnen lagern sich harte, braune Beläge ab, der Zahnstein, der den gesamten Zahn bald wie ein Panzer umschließt. Er entsteht aus Futterresten, Speichelinhaltsstoffen und den normalen Bakterien des Maules. Wird er nicht entfernt, schiebt er das Zahnfleisch immer mehr zurück.
Die Zahnfleischentzündung, die mit der Zahnsteinbildung einhergeht, die sogenannte “Parodontitis“, kann für ein Tier schlimme Folgen haben: Neben ständigen Schmerzen beim Fressen muss es sich nun auch mit den vielen Eiterbakterien, die sich in der entzündeten Maulschleimhaut vermehren, auseinandersetzen. Diese Bakterien dringen bald in die Blutgefäße ein und landen über den Kreislauf in Nieren, Leber und an Herzklappen (im Volksmund nennt man so etwas “Blutvergiftung”). Dort verursachen sie dann Organschäden, die vor allem alten Tieren viel stärker zusetzen, als eine zur Zahnsanierung nötige Narkose.
Übermäßiger Zahnstein und die daraus entstehende Entzündung sind die wichtigste Ursache für die Herzklappenerkrankungen bei älteren Tieren. Auch die starke Zunahme der Leber- und Nierenschäden bei Hunden und Katzen ab einem Alter von 7 bis 8 Jahren ist zu einem großen Teil auf schlecht gepflegte Zähne zurückzuführen.
Und wie putzt man bei einem Tier Zähne?
Tiere lernen das Zähneputzen am leichtesten, wenn man zunächst nur mit dem Finger unter den Lippen an den Zähnen entlang rubbelt. Ist dies ohne Probleme möglich, kann man anfangen, eine spezielle Tier-Zahnbürste und spezielle Tier-Zahncreme, die verschluckt werden darf und nach z.B. Huhn schmeckt, einzusetzen. Ein bisschen Geduld braucht man schon, aber mit ein wenig Übung lassen sich nicht nur Hunde, sondern auch Katzen regelmäßig mindestens 3 mal wöchentlich die Zähne reinigen!
Was tun, wenn sich schon massiv Zahnstein gebildet hat?
Um schlimmere Krankheiten zu verhindern, sollte der Zahnstein auf jeden Fall entfernt werden. Dies geschieht mit einem Ultraschallgerät, wie Sie es auch aus der menschlichen Zahnarztpraxis kennen. Da Tiere das unangenehme Ultraschallgeräusch aber viel intensiver hören als wir und sich auch nicht geduldig mit geöffnetem Maul in einen Zahnarztstuhl legen, ist für eine solche Behandlung immer eine Vollnarkose nötig. Mittlerweile gibt es sehr schonende Narkosen, die auch von älteren und sehr alten Tieren (z.B. 17jährigen Katzen) problemlos vertragen werden.
In einigen Fällen ist es dringend erforderlich, vor der Zahnsteinentfernung zunächst eine Verringerung der Eiterbakterien mit Hilfe von Antibiotika zu erzielen. Wenn der Verdacht besteht, dass es schon Schäden an Nieren oder Leber gibt, sollte vor einer Zahnbehandlung eine Blutuntersuchung durchgeführt werden, die das Ausmaß der Schäden aufzeigt.
Nachdem die Zähne vom Zahnstein befreit wurden, erlebt man häufig eine böse Überraschung: Besonders bei Katzen haben sich im Bereich des Zahnhalses durch Bakterien karies-ähnliche Löcher gebildet, in denen oft die Zahnwurzel frei liegt! Es gibt aber unter Umständen die Möglichkeit, betroffene Zähne mit einer Zahnfüllung wiederherzustellen. Diese Behandlung wird von einigen wenigen Spezialisten durchgeführt, zu denen wir Sie gerne überweisen, wenn Sie für Ihr Tier diese Behandlungsart bevorzugen. Oft sind die Zähne aber so schlecht, dass man sie nur noch ziehen kann. Nach einer kurzen Heilphase kann das Tier oft besser als vor der Sanierung fressen, auch wenn es deutlich weniger Zähne im Maul hat.
Nach der Entfernung der Beläge werden die gesunden Zähne poliert und mit einem speziellen Gel behandelt, das einer schnellen Neubildung von Zahnstein vorbeugt.
Trotzdem hat es sich gezeigt, dass Tiere, die einmal Zahnstein hatten auf Grund der Schäden am Zahnschmelz, die durch die Beläge entstanden sind, immer wieder zu Zahnsteinneubildung neigen. Daher sind vorbeugende Maßnahmen (s.u.) und regelmäßige Kontrollen sowie unter Umständen erneute Zahnsteinentfernungen unerläßlich.
Jetzt sind die Zähne wieder sauber, aber das Tier ist schon so alt, dass es das Zähneputzen nicht mehr lernt, kann man trotzdem vorbeugen?
Bei uns erhalten Sie je nach Tiergröße spezielle Kauknochen oder -streifen, die zahnreinigende Zusätze enthalten. Sie eignen sich als Beschäftigungstherapie und als “Leckerchen” für zwischendurch. Auch für Katzen gibt es diese nützlichen Zahnhelfer.
Wenn sich Ihr Tier zumindestens mit dem Finger in das Maul fahren lässt, kann man die Zähne mit einer speziellen Zahncreme, die zahnbelaglösende Enzyme enthält, einreiben.
Eine weitere Möglichkeit, die Zähne sauber zu halten, bietet die Fütterung von speziellem, zähneputzendem Diät – Futter.
Dieses ist so “konstruiert”, dass es beim Durchbeißen nicht sofort zerbröselt, sondern mit einer besonderen Faserstruktur den Zahnbelag wie ein Scheibenwischer vom Zahn schiebt. Die regelmäßige Verwendung dieses ausschließlich in Tierarztpraxen erhältlichen Futters verringert die neuerliche Bildung von Zahnstein um 40% ! Bei Hunden und Katzen kann man es entweder als Hauptfutter, oder zumindest als eine Art “Zahnbürsten – Nachtisch” füttern. So schützt man nicht nur die Zähne, sondern auch Leber, Nieren und Herz vor (weiteren) schweren Schäden. Damit Ihr Tier nicht bald noch ein Diätfutter benötigt!
Fazit:
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Hundegebiss vor der Zahnsanierung
Hundegebiss vor der Zahnsanierung
Hundegebiss nach der Zahnsanierung
Hundegebiss nach der Zahnsanierung